Geschichte

Im Jahre 1920 wurde der Schweizerische Eringerzuchtverband gegründet. Damals hatte die Landwirtschaft im Wallis ein ganz anderes Gesicht als das, welches wir heute kennen: Das reiche, fruchtbare Rhonetal war noch nicht bereinigt und es gab noch grosse unkultivierte Gebiete. Zu dieser Zeit hatte die Land- und Viehwirtschaft noch eine grosse Bedeutung für unserem Kanton. Nur selten besass eine Familie keine Kuh. Man zählte im Ganzen 31'500 Tiere d.h. eine auf 4 Einwohner. Heute ist das Verhältnis bei einer Kuh auf 25 Einwohner.

Dies war der Kontext, in dem der Schweizerische Eringerzuchtverband im Jahre 1920 seine Aktivitäten begann. Die wichtigsten Ereignisse die zur offiziellen Anerkennung der Rasse und anschliessend zur Gründung des Schweizerischen Eringerviehzuchtverbandes führte waren die folgenden:

Im Jahre 1835 wurde das erste Reglement erlassen, welches die Zulassung der Zuchtbullen regelte. Zu dieser Zeit gab es noch keine genaue Vorstellung vom Begriff der Rasse, und wenn es eine gab, war sie sehr vage. Bis im Jahre 1860 praktizierte man vor allem die Kreuzung von verschiedenen Rassen für die Aufzucht. Im Jahre 1859 erwähnte die Walliser Regierung in einem Bericht die „Evolener Rasse“, die dann im Jahre 1861 als „Eringer Rasse“ bezeichnet wurde. Aber erst im Jahre 1884 wurden die Eringer als eine eigenständige Schweizer Rasse anerkannt.

Im Jahre 1884 wurde auch das kantonale Zuchtgesetz verabschiedet, und im Jahr 1885 wurden die Durchführungsbestimmungen dieses Gesetzes veröffentlicht, welche die Standards der Farbe festlegte. Diese Rassestandards waren bereits im Jahre 1880 von der Sittener Gesellschaft für Landwirtschaft festgelegt worden. Somit konnte sich die organisierte Zucht entwickeln, vor allem durch die Schaffung des Walliser Herdebuchs. Dieses gelang aber erst nach zwei Fehlschlägen in den Jahren 1870 und 1879. Der dritte Versuch gelang, brachte aber nicht die erwarteten Vorteile, weil es an Genauigkeit und Sorgfalt bei der Umsetzung fehlte. Nachdem die Zuchtgenossenschaften sich konstituiert hatten, schlossen sie sich im Jahre 1915 dem schweizerischen Herdebuch an.

Ab der Gründung im Jahr 1920, führte der Schweizerische Eringerviehzuchtverband sein eigenes Herdebuch, und hat die Belege für den Zuchtnachweis eingeführt. Ausserdem befolgte der Verband die anerkannten zootechnischen Prinzipien bei der Selektion.

Im Jahre 1925 machte der Schweizerische Eringerviehzuchtverband einen Kreuzungsversuch mit der Rasse DUXER des Zillertals, welches im österreichischen Tirol liegt. Einer der beiden Stiere, Negro-Duxer 202 Wallis, spielte eine wichtige Rolle bei den Kreuzungsversuchen. Dieser hat dann auch eine tiefe Spur seines Walliser Aufenthalts hinterlassen.

Im Jahre 1958 trat die eidgenössische Zuchtverordung in Kraft. Der Nachweis der Milchproduktion wurde obligatorisch für alle Kühe, die in den genealogischen Registern aufgeführt wurden.

Im Jahre 1962 begann die künstliche Befruchtung mit den Stieren Vilson 373/Châteauneuf und Colo 963/Sembrancher. Die Einführung der künstlichen Befruchtung erlaubte eine rigorosere Nachzuchtselektion. Im Jahre 1983 wurden die ersten Kälber der Eringerrasse, die aus der Embryonen-Transplantation stammten, geboren.

Vom Jahre 1988 an wurde das Herdbook informatisiert.

Im Jahre 1995 konnte der Schweizerische Eringerviehzuchtverband sein 75-jähriges Bestehen feiern. Der Anlass ging im Rahmen des kantonalen Finales in Aproz über die Bühne. Neben dem eigentlichen Ringkuhkampf vom Sonntag, wurden am Samstag auch Rinder, Kühe und Stiere aufgeführt und prämiert.

Seit dem Jahre 2009 werden die Geburten, die Schlachtungen und die Bewegungen der Tiere direkt in der TVD verzeichnet.

Das Jahr 2013 ist gezeichnet von der Einführung des Zuchtwertindikators (IPQ). Im gleichen Jahr wurde auch das kantonale Bewertungssystem durch die lineare Beschreibung (LBE) ersetzt.

Im Dezember 2016 hat der Schweizerische Eringerviehzuchtverband sein Internet-Portal "visionherens.ch" lanciert. Das auf die Züchter zugeschnittene Programm ermöglicht den Züchtern alle Informationen zu ihrer Herde, einzelnen Tiere und deren Ahnen zu visualisieren.

Für die Saison 2016-2017, wurden zum ersten Mal gesexter Samen von einem Eringerstier "Alligator" ins Angebot von Swissgenetics aufgenommen.

Heute besteht der Schweizerische Eringerzuchtverband aus 65 Genossenschaften und zwei Sektionen mit rund 850 Züchtern, die die 6'270 im Herdebuch aufgeführte Tiere halten (Herdebuchbestand 2016, gemäss den Kriterien des BLW).